Stroke play ist das wahre Golf. Es gibt kein Mulligan, kein Ball
aufnehmen, kein «ich spiele am nächsten Loch wieder weiter». Jeder Schlag auf
der Runde zählt, auch wenn es der 20igste Schlag auf demselben Loch ist.
Ich erinnere ich, als ich mein erstes zweitägiges Strokeplay
Turnier spielte. Ich durfte ausnahmsweise mit meinem 21 Handicap mitspielen,
was ja bei Stroke play Golfturnieren eher unüblich ist. Und was ich bereits Tag
1 auf Loch 9 sah, liess mich erahnen, weshalb Golf allem voran ein mentaler
Sport ist.
Meine Mitspielerin schlug den Ball sage und schreibe 6-mal
in Folge ins Wasser. Naja, das Wasserhindernis war ganze 10 Meter im
Durchmesser und sie hätte locker rundherum spielen können. Wenigstens nach dem
dritten Anlauf…, fand ich. Aber irgendetwas schien dann bei ihr «durchgeknallt»
zu sein.
Da verstand ich das erste Mal, dass Golf viel mehr ist, als
nur Schwungtechnik und Schlägerfitting. Golf ist ein strategisches, taktisches
und mentales Spiel. Und wehe, du schwächelst in einen.
Die Strokeplay Turniere testen also jede deiner Spiel-Kompetenzen.
- Dein koordinatives Golfspiel
- Dein strategisches Golfspiel
-
Dein mentales Golfspiel
Und wenn ein Teil davon schwächelt, fällt das ganze Spiel
zusammen. In einem Strokeplay Turnier geht es ja darum, sein Können abzurufen. Die Technik im Golf verbessern kann man später, nach der Runde, am nächsten Tag, nächste Woche. Aber während dem
Turnier geht es darum, in der besten Verfassung zu bleiben, um das Können
abzurufen.
Ich erlaube mir daher, hier ein neuer Begriff einzuführen.
Denn das, was die drei Bereiche – das mentale Golfspiel, das taktische Golfspiel
und das technische Golfspiel zusammenhält, nenne ich Flow Game, oder der Flow Prozess.
Den Flow Prozess verstehe ich als subtile Steuerung,
dass ich im Golf im Flow komme und bleibe. Andersrund gesagt, ich verstehe,
dass mein ganzes Golfspiel auseinanderfallen kann, wenn ich zur falschen Zeit dumme
Sachen mache.
Ich habe gesagt, dass mein ganzes Golfspiel auseinanderfallen kann, wenn ich zur falschen Zeit dumme Sachen mache. Lasst mich grob erklären, was ich damit meine.
Gehen wir davon aus, ich spiele Handicap 9 und habe die entsprechenden technischen Fertigkeiten, um dieses Handicap zu spielen. Handicap 9 heisst etwa so viel, dass ich bei 9 Löchern Bogey spielen kann und bei 9 Löchern Par. Nun liegt mein Ball auf einem schwierig gerateten Loch auf 140 Meter bis Anfangs Grün. Die Balllage ist eine leichte downhill Lage, das heisst, der Ball wird eher eine flache Flugbahn aufnehmen. Zudem ist der Untergrund etwas feucht. Das Grün ist vorne gut verteidigt und ab Mitte Grün läuft es mit einem leichten downhill slope nach hinten in ein Wasserhindernis.
Aus dieser Lage anzugreifen ist riskant und wäre ein taktischer Fehler. Eigentlich wäre es sinnvoll, den Ball auf 50 Meter zur Fahne vorzulegen, denn von dort hätte ich eine gute Ausgangslage, um die Fahne anzuspielen. Ausserdem hätte ich auf diesem Loch gemäss meinem Handicap eine Vorgabe.
Doch ich entscheide mich dazu das Grün anzuspielen und wähle einen Schläger, mit dem ich 150 Meter Carry spiele.
Mental komme ich ein wenig unter Druck, weil ich während der Schlagvorbereitung erkenne, wie klein die Fläche ist, wo der Ball landen kann.
Zweifel im Golf hat folglich eine Auswirkung auf meine Körperspannung. Wenn sich die Körperspannung erhöht, gehe ich etwas verkrampfter an den Schlag und führe den Schwung in der Regel eher zu schnell aus. Wenn den Schlag zu hastig ausführe, zeigt sich meine Tendenz, den Ball von aussen nach innen zu schlagen.
Et voilà, ich schlage den Ball, kriege einen schlechten Ballkontakt und der Ball versinkt flach im Wasser. Ich rege mich folglich auf, dass ich einen schlechten Schlag gemacht habe und was passiert dann?
Was passiert, wenn ich einen schlechten Ballkontakt hatte und der Ball flach im Wasser versinkt?
Es schürt Zweifel in meiner Technik. Was du über die
Golf Technik wissen musst, findest du hier im Blog.
Und jetzt kennst du das worst case scenario eines Strokeplay Turniers. Es folgt eine Serie von schlechten Schlägen und es entzieht dir innert weniger Minuten komplett das Vertrauen in dich und ein Golfspiel.
Was war die Ursache?
In der Regel ist es nicht die Technik, das weiss ich aus Erfahrung aus meinem eigenen Golfspiel und auch von meinen Kunden, die den Flow-Prozess bei mir lernen.
Aber in der Regel zeigt sich der Zweifel in unserem Spiel, indem wir an unserer Technik zweifeln. Denn hier sind wir mit allen Finessen vertraut. Wir kennen viele Stellschrauben, die wir drehen können, um unser Golfspiel wieder auf gute Bahnen zu bringen.
Aber so packen wir das Übel nicht an der Wurzel. Wir haben immer das Gefühl, unsere Golf-Technik an einem Strokeplay Turnier versagt und wir feilen weiter an dem Teil des Golfspiels, was wir am besten können. Übrigens - lese unbedingt meinen
Blog über eine SinnVolle Schlagvorbereitung im Golf! Auch dies gehört zum FlowGame.
Also wäre es Zeit, sich vertieft mit dem mentalen Aspekte eines Strokplay Turniers, der Taktik und dem alles-zusammenhaltenden Flow-Game zu vertiefen.
Und genau darum geht es ja in dieser Artikelserie. Willkommen bei Birdieputt und dem Blog für dein Golfen im Flow. Für einen Einstieg ins Thema empfehle ich dir mein Buch
In der Ruhe liegt dein Golf